Die Tresdorfer "Kreizziacha" - Foto um 1900
Die Tresdorfer "Kreizziacha" - Foto um 1900

Die Tresdorfer Passion

Von Franz Golger


In der Ortschaft Tresdorf im Mölltal, die zur Gemeinde Rangersdorf gehört, hat sich seit Jahrhunderten der Brauch der "Tresdorfer Passion" oder des "Kreuzziachns", wie es vom Volksmund bezeichnet wird, erhalten.

Jedes Jahr in der Karwoche, am Gründonnerstag und Karfreitag gegen 17.00 Uhr kann man dieses Spiel, an dem das ganze Dorf teilnimmt, erleben. Eigentlich ist es gar kein Spiel. In einfachster Weise wird da die Leidensgeschichte Christi dargestellt und nachvollzogen, wie es der Phantasie und Denkungsart der einfachen bäuerlichen Menschen entspringt. Es entspricht damit auch der religiösen Lebenshaltung dieser Dorfbevölkerung, wie sie früher war und auch heute noch vorhanden ist.

Wann dieser Brauch seinen Anfang genommen hat, wissen die Tresdorfer selber nicht, da keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden sind und die Überlieferung von Generation zu Generation nur mündlich erfolgte. Es wird angenommen, daß ein Gelübde den Beginn begründete und das Dorf vor Hochwasser (Tresdorf liegt steil am Berghang) und Seuchen bewahren sollte. Fest steht, daß es bisher ohne Unterbrechung alle Jahre zur Aufführung gelangt ist. Die Rollen sind bis auf eine Ausnahme, einer Engelserscheinung, mit Männern besetzt. Um auch während der "männerarmen" Kriegszeit das Gelübde einhalten zu können, haben in dieser Zeit auch Frauen einige Rollen übernommen.

Während des gesamten Spielverlaufes wird bis auf einige kurze Sätze beim Judaskuß und der anschließenden Gefangennahme am Gründonnerstag, kein Wort gesprochen. Namhafte Volkskundler bestätigen immer wieder, daß gerade in dieser einfachen und ergreifenden Art der Wert dieses Brauches liegt.

Am späten Nachmittag des Gründonnerstages treffen sich dem alten Gelübde folgend die Darsteller bei der "Krassnigmühle", in der alles Notwendige für das Spiel aufbewahrt ist. Dort werden die Rollen verteilt und jeder Darsteller in seine Aufgabe eingewiesen. Einige Rollen, wie der Christus, Pilatus, Herodes, sind durch jene Tresdorfer fix besetzt, die schon länger bei der Passion dabei sind, den Jüngeren werden einfachere Darstellungen zugewiesen. Ein vorheriges Proben gibt es nicht.

Alsbald verlassen vier Männer, in uralte Kostüme und Masken gehüllt und Christus mit den drei Jüngern Petrus, Johannes und Jakobus darstellend, die Mühle und ziehen den langen, steilen Weg zum Ölberg, der als Naturkulisse in und außerhalb des Dorfkirchleins am obersten Dorfende vorhanden ist. Zur gleichen Zeit wandern auch viele andere Menschen zum Kirchlein hinauf, um das Schauspiel mitzuerleben. In der Kirche wird, schon eine Weile vorher beginnend, eine Betstunde abgehalten, die von der Bevölkerung auch fleißig angenommen wird. Während Christus, von den drei Jüngern begleitet, in die Kirche schreitet, unterbricht der Vorbeter sein Gebet. Andachtsvoll geht die Gruppe dreimal um den Altar, anschließend weist Christus seinen Jüngern durch eine Geste den Platz an der Kommunionbank zu. Christus selbst kniet vor dem Altar nieder und verharrt andächtig mit gefalteten Händen, während das Beten des Rosenkranzes fortgesetzt wird. In der Folge weckt Christus die Jünger drei Mal aus dem Schlaf. Inzwischen nähert sich eine Gruppe von Häschern, Lanzenträgern, Schriftgelehrten, unter ihnen Pilatus, Herodes und Judas, auf der Suchen nach Christus dem Kirchlein. Die Gefangennahme, dem der bekannte Judaskuß vorangeht, erfolgt vor der Kirche, dort findet auch die Aburteilung durch Pilatus, die Geißelung und Dornenkrönung statt. Alles geschieht völlig stumm, aber vom Volk wird es mit Ergriffenheit miterlebt

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