Am Beginn dieses Jahrhunderts dröhnten noch keine Motorsägen durch die Baumbestände und keine Güterwege ermöglichten den Abtransport der Stämme direkt aus dem Wald. Umso mehr
war es erforderlich, sich bei der Arbeit im Wald, der viele Tresdorfer nachgingen, an den Jahresablauf und an die Natur zu halten.
Das “Holzjahr” begann im Mai. In den Früh- und Hochsommertagen mit starkem Baumwachstum “gehen die Bäume moi”, ein guter Zeitpunkt, um sie zu fällen. “Moi gehen” bedeutet, dass die
Bäume so viel Saft produzieren, dass sich die Rinde leicht von den Stämmen lösen lässt. Nach Entfernen der Rinde wurden die Bäume zunächst liegen
gelassen. Meist ließen die Holzknechte auch den Wipfel des Baumes noch am Stamm, da dadurch der Baum angeblich schneller an Saft verliert und somit das Holz rascher trocknet. Die wichtigsten in
Verwendung stehenden Arbeitsgeräte waren eine gut geschärfte Zugsäge, eine ebensolche Hacke (Ast- und Putzhacke), Zapin, Schöpser und Schäler. Erste, noch sehr schwere und reparaturanfällige
Motorsägen fanden erst Ende der 50er Jahre Einzug in die Holzarbeit.
Da der tägliche Weg ins Tal oft zu weit war, errichteten die Holzknechte meist eine provisorische Unterkunft, eine “Holzknecht-hütte” aus Ästen, Rinde und Moos, in der sie während der
Arbeitswoche wohnten. Mit dabei waren häufig auch einige Ziegen, die die erforderliche Frischmilch lieferten. Die anstrengende Arbeit erforderte eine kalorienreiche Nahrung. Ein typisches
Holzknechtessen war die “Frigga”, eine Art Rührei mit Käse und Speck.
Die gefällten Bäume lagen meist bis zum Spätsommer. Erst dann machten sich die Holzknechte daran, die Bäume in Stämme mit bestimmter Länge zu schneiden (“ablängen”). Der
nächste Schritt war, die Stämme zu Sammelplätzen an oder in die Nähe der Transportschneisen im Wald (“Rießen”) zu befördern. Diese Tätigkeit wurde “grasen” genannt. Die Holzknechte
entwickelten ihre eigene, für Nichteingeweihte oft unverständliche Sprache, die zum Teil aus dem Itaienischen entliehen war (“volte” heißt z.B. den Baumstamm drehen).
Mit dem ersten Schnee und dem bereits gefrorenen Boden im Spätherbst begann die Zeit der Holzlieferung. Vor allem der Transport des Holzes von den Hochwäldern hinunter in das Tal war eine sehr
mühsame und oft gefährliche Arbeit. Es erforderte auch sehr viel Geschick, die entsprechenden Schneisen auf den “Rießen” so zu gestalten, dass die Bäume möglichst ohne zu stocken, aber auch ohne
Schaden zu nehmen in das Tal glitten.
Die Beförderung im Tal erfolgte entweder über die Möll (Flößen, Schwemmen) oder mit Hilfe von Pferden (“Strotzen”). Vor allem das “Strotzen” aus dem Lamnitztal zählte zu den häufigen Tätigkeiten.
Ein gutes Geschäft für den am Eingang des Tales in Lamnitz ansässigen Schmied Ode, der zahlreiche Pferdebeschläge reparieren oder erneuern musste.
Die Triebelnig-Säge (damals “Sagschneider”) stand bereits am heutigen Ort. Sie wurde bis zum Brand im Feber 1956, bei dem sie vollkommen zerstört wurde, mit Wasser betrieben. Ein
eigener Kanal (”Sogwia”) versorgte sie mit Möllwasser. Ein weiteres Sägewerk, ursprünglich eine Gemeinschaftssäge, später Machnig-Säge, lag auf der anderen Seite der Möll, der
Dornertratte. Es wurde durch das Hochwasser im Jahr 1966 zur Gänze zerstört und danach nicht mehr aufgebaut. Die maschinelle Ausstattung eines Sägewerkes umfasste zunächst ein Seitengatter oder
eine Venezianersäge. Erst ab den 30er Jahren wurde auf Vollgatter umgestellt. Bis zum Einsatz von Hebekränen, Staplern und Sortieranlagen dauerte es weitere
Jahrzehnte. Die Arbeit auf der Säge erforderte immer erfahrene “Sagschneider”. Einer davon war der Nickelpeter Lenz. Als letzter Schritt vor der Verarbeitung der Bretter und Balken war deren
Beförderung zum jeweiligen Käufer notwendig - wieder eine willkommene Einnahmequelle für Bauern und Nebenerwerbsbauern, die mit ihren Pferden diese Aufgabe besorgten. Nicht
selten geschah dies im Winter bei Schnee mit Hilfe von Schlitten. Bekannt ist dabei der “Nochlafer”, ein kleiner Schlitten, der die
hintere Auflage des Fuhrwerkes bildete.
Die Arbeit im Wald zählte über das ganze Jahr-hundert zu den bedeutenden Verdienstmöglichkeiten für die Tresdorfer. Die Arbeitstechnik hat sich im Laufe der Zeit
zwar wesentlich verändert. Trotzdem bedeutet die Tätigkeit als Holzknecht auch heute noch meist körperlich anstrengende und gefährliche Arbeit.
erzählt von Helmut Kerschbaumer