Die Bevölkerung lebte zu Beginn des Jahrhunderts von der Landwirtschaft. Das traditionelle Bauerntum erfüllte neben der Erzeugung von Lebensmitteln auch andere
Grundbedürfnisse: Wolle, Hanf und Häute wurden entweder selbst oder von Handwerkern, die auf den Hof geholt wurden, weiterverarbeitet. Eine besonders wichtige Rolle Spielte das
unverwüstliche Leinen. Es war oft der einzige Stoff zur Anfertigung von Arbeitsbekleidung, Hemden, Bettzeug (Strohsack), Decken, Vorhängen etc. Darüber hinaus war es kostbarer Bestandteil der
Aussteuer von Bauerntöchtern. Im Ersten Weltkrieg wurden viele Bauern und deren Söhne eingezogen. Das Fehlen der Arbeitskräfte am Bauernhof konnte durch Zuteilung von
Kriegsgefangenen (Russen, Italiener, Polen) teilweise ausgeglichen werden. Zu Beginn der 20er Jahre floss erstmals elektrischer Strom im Dorf. Dies brachte eine große
Erleichterung für die Landwirtschaft. 1928 fand die Aufteilung des Hochwaldes mit Ausnahme des Zwieseltalwaldes in das bäuerliche Privateigentum statt. Die Errichtung der ersten
betonierten Jauchengruben erfolgte in den 30er Jahren.
Auch im Zweiten Weltkrieg mussten wieder Bauern und Jungbauern in den Krieg ziehen, und wieder fehlten Arbeitskräfte auf den Bauernhöfen. Nicht selben führte dies zu einer heute
unvorstellbaren Arbeitsbelastung für die Bäuerin und die Kinder. Die Zuteilung von Gefangenen sowie die Einführung des Arbeitsdienstes (gesunde Stadmädchen im Alter von 16 bis 17
Jahren mussten mindestens ein Jahr auf einem Bauernhof Arbeitsdienst leisten) brachte ertwas Erleichterung. Getreide, Fleisch, Butter und Eier mussten zum Teil abgeliefert werden, um den
Nahrungsmittelbedarf an den Fronten und in den Städten zu decken. Bauern mit mehr als einem Pferd mussten eines davon der Wehrmacht unentgeltlich zur Verfügung stellen ("einrückung von Pferden")
Eine Hausschlachtung durfte nur nach vorangegangener Meldung und mit Bewilligung der Gemeinde durchgeführt werden. Auf Schwarzschlachtungen standen hohe Strafen. Viele Soldaten kehrten aus dem
Krieg nicht mehr heim. Daraus ergaben sich große Probleme bei der Hofweiterführung und bei der Nachfolgefrage. Anfang der 40er Jahre kaufte Johann Prisker, vlg. Striednig, den ersten Traktor.
Damit wurde erstmals das Pferd als Zugkraft durch eine Maschine ersetzt. Ab 1945 hielt die Technik raschen Einzug in die Landwirtschaft. Motormäher, Getreideschnittmaschinen etc. gehörten bald
zum Alltag. Im Jahr 1949 errichtete man zum ersten Mal eine Schwedenreuter zur Grastrocknung. Mit der Inbetriebnahme eines Aufzuges in die Tresdorfer Almen im Jahr 1954 wurde der
tägliche Milchtransport von der Alm in das Tal zur Weiterlieferung an die Molkerei ermöglicht. Es war übrigens die erste Almseilbahn in Kärnten. 1960 erfolgte der Bau des ersten
Forstweges: von der Möllbrücke in Richtung Westen entlang der Möll bis zur KG-Grenze Rangersdorf. Dadurch konnte das geschlägerte Holz per Lkw abtransportiert werden. Das Triften bzw. Schwemmen
auf der Möll hatte damit ein Ende gefunden. Weitere Forstwege wurden in den 70er und 80er Jahren errichtet. In den 60er Jahren begann die Vollmechanisierung in der
Landwirtschaft. Dazu zählten leistungsfähige Mähwerke bei Traktoren, Heuladewagen, Heuwender, Miststreuer, hydraulische Kippanhänger, Setz- und Sähmaschinen, Hydraulikpflüge u. v. a. m.. All
diese Maschinen waren erforderlich, da aufgrund des hohen Lohn- und Sozialaufwandes fremde Arbeitskräfte am Hof nicht mehr erschwinglich waren. Auch das Pferd hatte ausgedient und wird seither
nur mehr für Sport- und Freizeitzwecke verwende.
Ein Entwässerungsprojekt der Rangersdorfer und Tresdorfer mit einem vernetzten Kanalsystem setzte 1975/76 den Mooswiesen ein Ende. Seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen
Union steht der österreichsiche Bauer im Wettbewerb mit den großen Agrarländern. Diese harten Bedingungen werden nur zum Teil durch Förderungen der öffentlichen Hand gemildert. Immer
mehr Bauern sind gezwungen, im Nebenerwerb ihren Lebensunterhalt zu verdienen. 1999 zählt Tresdorf nur noch drei Vollerwerbsbauern.
Bericht von Franz Golger sen.