Josef Steiner, Kofler-Sohn, zählt zu den frühen Auswanderern dieses Jahrhunderts. Während sein Bruder Alois Kofler-bauer wird und ein anderer Bruder, Silvester, Veitlorenz übernimmt,
zieht es ihn im Jahr 1902 nach Amerika, in die kleine Stadt Greenfield im Bundesstaat Massachusetts. 1908 lässt er seine spätere Frau, eine Machnig-Tochter, und den gemeinsamen
sechsjährigen Sohn Hansl nachkommen.
Sechs Jahre später kommt Hansl mit Bekannten zu einem ursprünglich kurz gedachten Heimatbesuch nach Tresdorf. Doch da beginnt der Erste Weltkrieg, und Hansl ist gezwungen länger zu bleiben. Er
wohnt beim Machnig und besucht die Schule in Rangersdorf. Erst 1920 - Hansl ist inzwischen 18 Jahre alt - ergibt sich die Möglichkeit, zu seinen Eltern in die USA zurückzukehren. Er
lernt wieder Englisch und findet Arbeit als Gärtner.Sein nächster Heimatbesuch, wir schreiben inzwischen das Jahr 1932, hat wiederum schwerwiegende Folgen: Bei einer Veranstaltung beim Zlöbl in
Rangersdorf lernt er die damals dort als Dienstmädchen beschäftigte Barbara Grader kennen. Er heiratet sie und kehrt mit ihr nach Amerika zurück. Das Paar hat insgesamt sechs
Kinder, die alle in Greenfield aufwachsen. Hansl arbeitet als Gartenpfleger und ist damit in der Lage, die Großfamilie gut zu versorgen. Hansls Mutter stirbt im Jahr 1925, sein Vater 1937. Seine
Frau Warbl leidet immer häufiger unter gesundheitlichen Problemen, sie stirbt 1977.
Greenfield ist ein kleines Zentrum Mölltaler Auswanderer. Neben den Steiners siedeln sich dort auch Auswanderer aus Stall an, wie der Johann Jobst (Müllner Hans) mit seiner Frau Paula und
die Paula Grader (Hoisl Paula). Hier wird die Erinnerung an die Mölltaler Heimat gepflegt. Dazu zählen das Sammeln unterschiedlichs-ter Andenken aus dem Mölltal
und die Teilnahme an einer Volkstanz- und Schuhplattlergruppe. Hansl zieht es immer wieder nach Tresdorf, insgesamt reist er etwa zehnmal in seine alte
Heimat.
Ich habe den Hansl zweimal in Greenfield besucht. Seine Freude über Besuch aus Tresdorf war unübersehbar, beim Abschied hat er mit den Tränen gerungen.
“Amol noch übers Tresdorfer Feld gean und Donnerrosen klaubn”, das war sein größter Wunsch. Ich glaube, kein anderer “Auslands-Tresdorfer” hing mehr an seiner Heimat.
Hansl starb im Jahr 1988.
erzählt von Helmut Kerschbaumer