Als schnelle Entschlüsse noch "Früchte" trugen

Zu Beginn des Jahrhunderts war das Ansehen eines Bauern sehr hoch und die Wahl der Bäuerin erfolgte häufig nicht (nur) auf der Basis persönlicher Zuneigung. Auch andere Faktoren spielten eine gewisse Rolle. Das belegt eine Geschichte aus dem Jahr 1904:

Josef Martischnig, Pauler-Sohn und zukünftiger Hoferbe, war bei seiner "Brautschau" bislang wenig erfolgreich gewesen. Vielleicht hatte auch das richtige Interesse gefehlt. So wurde beschlossen, "in die Werberei" zu gehen. Mit dabei war der Plaschnig Sepp, ein schneidiger Bursche. Ziel war Mesner in Lainach. Die Zeit war knapp, und so wurde nicht lange um den heißen Brei herumgeredet. Kurzerhand stellten die Werber den Antrag um die Hand der Tochter Anna. Die so Umworbene - wohl etwas verstört ob des plötzlichen Glücks - wusste nicht gleich, wie sie antworten sollte. Mindestens gleichviel zählte auch die Antwort der ebenfalls überraschten und daher zunächst auch noch etwas zurückhaltenden Eltern. Die Werber, ungeduldig von Natur aus, wollten nicht lange auf die Antwort warten. Sofort sollte entschieden werden, ließen sie die immer noch verblüfften Anwesenden wissen, andernfalls werde man zum nächsten Hof mit schöner Tochter weiterziehen. Nun war guter Rat teuer. Die Entscheidung sollte doch ausreichend überlegt sein, mögen sich die Eltern (und vielleicht auch die Umworbene) gedacht haben. Jedenfalls dauerte es den Werbern zu lange und sie machten sich davon. Sie waren erst einige hundert Meter weit gekommen, da hörten sie vom Mesner-Haus rufen, dass sie zurückkommen sollten. Sie machten kehrt und erfuhren, dass die Entscheidung gefallen sei. Die Brautwerber mögen ob ihrer List wohl innerlich geschmunzelt haben, doch das Ziel war erreicht. So wurde die Mesner-Tochter zur Pauler-Bäuerin. Noch im Jahr 1904 fand die feierliche Hochzeit statt. Das fleißige Paar hatte miteinander sechs Kinder.

nacherzählt von Helmut Kerschbaumer

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